Verschiedene Möhrensorten geerntet auf dem Feld in Reihe
Möhrenfliege & Zwiebelfliege – Mythos Mischkultur Karotte–Zwiebel im Faktencheck

Möhrenfliege & Zwiebelfliege – vertreiben sich Möhre und Zwiebel wirklich gegenseitig?

Seit vielen Jahren gilt die Kombination von Möhre (Daucus carota) und Zwiebel (Allium cepa) als klassisches Mischkultur-Paar. Die verbreitete Annahme: Der Duft der Zwiebel hält die Möhrenfliege fern, während der Duft der Möhre die Zwiebelfliege vertreibt. Doch was sagt die Forschung wirklich?

Kurzfazit

  • Kein signifikanter Schutz: Feldversuche zeigen keinen verlässlichen oder statistisch bedeutsamen Effekt der Mischkultur gegen Möhren- oder Zwiebelfliegen.
  • Zwiebelfliege: Für die Annahme, dass Möhren Zwiebeln schützen, gibt es keine belastbaren Belege.
  • Empfehlung: Wirksam sind vor allem Kulturschutznetze, Fruchtfolge, Standortwahl sowie Prognosemodelle und Warndienste.

Biologie der Schädlinge

Möhrenfliege (Psila rosae)

Die Larven verursachen typische Fraßgänge („Eisenmadigkeit“) in den Wurzeln. Es gibt meist zwei bis drei Flugwellen pro Jahr, die erste beginnt im Mai. Befall ist in schattigen, windstillen Lagen besonders stark.

Zwiebelfliege (Delia antiqua)

Die erste Generation tritt meist Ende April bis Ende Mai auf. Sie befällt vor allem Jungpflanzen, die daraufhin welken oder faulen. Spätere Generationen sind in der Regel weniger schädlich.

Mythos-Check: Hilft die Mischkultur?

1) Zwiebeln gegen Möhrenfliegen

Untersuchungen zeigen: Es gibt keinen signifikanten, wiederholbar messbaren Schutz. Manche Einzelversuche deuten auf minimale Unterschiede hin, doch diese waren statistisch nicht belastbar. Fazit: Mischkultur allein reicht nicht.

2) Möhren gegen Zwiebelfliegen

Hier gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Landwirtschaftliche Beratung empfiehlt stattdessen Netze, Fruchtfolge und ein sorgfältiges Zeitmanagement.

Was in der Praxis wirklich hilft

  1. Kulturschutznetze: Maschenweite ca. 0,8 mm, ab Beginn des ersten Fluges dicht auflegen und an den Rändern abdichten.
  2. Fruchtfolge: Kein Anbau am selben Standort im Folgejahr; Wirtspflanzen räumlich trennen.
  3. Timing: Frühmöhren vor Mitte Juni ernten; Zwiebelsatz so legen, dass Jungpflanzen nicht in die erste Befallswelle fallen.
  4. Standort: Möglichst windoffene und helle Beete wählen.
  5. Monitoring: Gelbtafeln sowie regionale Warndienste (z. B. Hortigate) und Prognosemodelle nutzen, um Flugzeiten zu erkennen.
  6. Mischkultur nur ergänzend: Karotte–Zwiebel kann höchstens begleitend eingesetzt werden, ersetzt aber keine wirksamen Maßnahmen.

Warum hält sich der Mythos?

Die Idee entstand aus älteren Einzelbeobachtungen, die in der Gartenliteratur weitergegeben wurden. In modernen, mehrjährigen Feldversuchen ließ sich jedoch kein signifikanter Effekt feststellen. Die Annahme gehört damit eher in den Bereich der Gartentradition als in gesicherte Praxisempfehlungen.

Fazit

Die Mischkultur von Möhren und Zwiebeln bietet keinen nachweisbaren, signifikanten Schutz vor Möhren- oder Zwiebelfliegen. Wer Schäden sicher vermeiden möchte, setzt auf Netze, Fruchtfolge, Standortwahl und Prognosemodelle.